



Weihnachtsmann und Christentum – geht das?
Weihnachtsmänner, überall Weihnachtsmänner: in der Vorweihnachtszeit überrollt uns dieser rot-weiß gekleidete, dickliche Mann gemeinsam mit der Konsumwelle und einem Haufen Geschenke, die eigentlich niemand braucht. Doch was steckt eigentlich hinter dieser Figur? Und wie nimmt das Christentum Stellung dazu? „Darf“ man als gläubige*r Christ*in überhaupt vom Weihnachtsmann sprechen? Oder sollte man nicht lieber stattdessen das Christkind in seine Weihnachtstraditionen einbinden?
Oft wird die Entstehung des Weihnachtsmannes auf eine Werbekampagne der Marke Coca-Cola zurückgeführt. Doch auch die Legenden um den Bischof Nikolaus von Myra aus dem 3. und 4. Jahrhundert haben bei seiner Entstehung mitgewirkt.[1]
Die katholische Kirche sieht große Unterschiede zwischen Weihnachtsmann und Nikolaus von Myra. Die Figur des Nikolaus gehe aus einer Verschmelzung von Nikolaus von Myra und einem Abt Nikolaus eines Mönchsklosters hervor. Der Nikolaus-Kult sei erst zwei Jahrhunderte nach der Zeit von Nikolaus von Myra entstanden und habe sich von Griechenland aus in der Welt verbreitet. Irgendwann wurde aus diesem dann der Weihnachtsmann, der nach der katholischen Kirche aber große Unterschiede zum Nikolaus aufweist. „Aus kirchlicher Sicht hat der am Konsum orientierte Weihnachtsmann nichts mit dem selbstlosen Bischof von Myra zu [tun].“[2]
Martin Luther soll wohl aus seiner Ablehnung der Heiligenverehrung heraus die Tradition geboren haben, das Christkind an Stelle des Heiligen Nikolaus Geschenke überbringen zu lassen. Belegt ist ein solcher Ursprung des Christkindes allerdings nicht. Protestant*innen sollen später sogar mit Verboten gegen den Nikolaus als Gabenbringer vorgegangen sein.[3]
Das heißt also, in katholischen Haushalten sollte damals der Nikolaus bzw. später der Weihnachtsmann die Geschenke bringen und in evangelischen Familien das Christkind. Heute jedoch haben sich diese Traditionen vermischt: in katholischen wie evangelischen Haushalten können sowohl das Christuskind als auch der Weihnachtsmann Überbringer von Gaben und Leckereien sein.[4]
Doch die Tendenz geht heute immer mehr in Richtung Weihnachtsmann. Auf Weihnachtsmärkten kommen Begriffe, die auf Christus oder das Christentum verweisen, nicht mehr häufig vor. Auf dem Bonner Weihnachtsmarkt scheint ein solches Wort beispielsweise nur ein einziges Mal aufzutauchen: auf einem Mülleimer, der mit „Merry Christmas“ beschriftet ist. Der Ursprung und der Gedanke hinter dem Fest rücken in den Hintergrund.[5]
Insgesamt lässt sich also festhalten, dass der Weihnachtsmann in den christlichen Kirchen bzw. vor allem von der katholischen Kirche eher negativ gesehen wird. Es wird bemängelt, dass die Figur des Weihnachtsmanns zu großem Konsum anrege, statt dazu aufzurufen, dass man sich auf sich selbst und seine Liebsten bzw. die Geburt Jesu besinnen sollte. Mit seinem Ursprung, dem Heiligen Nikolaus, habe er heute nur noch wenig gemeinsam, so die katholische Kirche.
Überwiegen sollte meiner Meinung nach an Weihnachten immer noch die Botschaft, die hinter dem Fest steckt: Wir feiern, dass Jesus, der Messias der Christ*innen, geboren wurde.
Sollte nicht vielmehr auch der karitative Charakter des Gabenbringens in den Vordergrund gerückt werden? Wir, die wir in einer Wohlstandsgesellschaft leben, können selbst „Gabenbringer*innen“ sein und brauchen eigentlich keine Figur, die uns das abnimmt. Zahlreiche Projekte wie z.B. die Sternstunden oder Humedica[6] sammeln in der Weihnachtszeit Gaben und Spenden, um diese wie der Weihnachtsmann oder das Christkind an Hilfsbedürftige und/oder Notleidende weiterzugeben.
Weihnachten bedeutet also „Freude schenken“. Freude schenken wie Jesus Christus, wie dessen Geburt und dessen Taten.
[1] Siehe dazu https://archiv.ekd.de/aktuell/61174.html (zuletzt aufgerufen am 10.04.2020).
[2] Siehe https://www.katholisch.de/artikel/74-kein-weihnachtsmann (zuletzt aufgerufen am 10.04.2020).
[3] https://www.evangelisch.de/inhalte/113495/06-12-2019/martin-luthers-christkind-verdraengte-den-nikolaus (zuletzt aufgerufen am 10.04.2020).
[4] Für mehr Informationen zu Nikolaus und Christkind bzw. den Umgang der Konfessionen mit diesen siehe https://www.evangelisch.de/inhalte/113495/06-12-2019/martin-luthers-christkind-verdraengte-den-nikolaus (zuletzt aufgerufen am 11.04.2020).
[5] Siehe bspw. auch https://www.ekd.de/martin-luthers-christkind-verdraengte-den-nikolaus-31281.htm und https://www.evangelisch.de/inhalte/113495/06-12-2019/martin-luthers-christkind-verdraengte-den-nikolaus (zuletzt aufgerufen am 11.04.2020).
[6] Siehe zum Beispiel https://www.sternstunden.de/ oder https://www.humedica.org/ (zuletzt aufgerufen am 18.04.2020).
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